Die Heranziehung der Richtsatzsammlung (RSS) im Rahmen einer Schätzung ist methodisch ein externer Betriebsvergleich (auch äußerer Betriebsvergleich). Dieser Ansatz geht von einer Branchenüblichkeit und generellen Vergleichbarkeit sämtlicher Betriebe aus. Die These ist, dass alle Betriebe einer Branche dieselben Ergebnisse haben müssen und daher eine Vergleichbarkeit der Betriebsergebnisse möglich sei und Abweichungen angeblich auffällig wären. Schon dieser gedankliche Ansatz ist nicht frei von Denkfehlern. Denn natürlich sind die Betriebe unterschiedlich wie die Menschen und durch die Lage, durch die Ausrichtung, durch die unterschiedlichen Getränke- und Speiseangebote, durch das Personal, aber auch durch die Leitung kann ein Betrieb besser oder schlechter laufen. Die Annahme, dass alle Betriebe gleich oder sehr ähnlich laufen, basiert auf einer falschen Ausgangsthese. Nicht alle Schüler sind gleich gut. Nicht alle Menschen erlernen denselben Beruf und erreichen denselben Ausbildungsstand. Auch Betriebe sind nicht gleich erfolgreich. Manche laufen schlecht und gehen in Insolvenz. Die These, dass alle Betriebe stets den gleichen Erfolg haben müssten und – wie das die RSS unterstellt –, es keine schlecht laufenden und keine insolventen Betriebe gebe, ist schlicht falsch. Nach der RSS gibt es keine Betriebe, die Verluste erleiden oder einfach nur schlecht laufen. Warum es Banken gibt, deren Kreditabteilung die Kreditvergabe an bestimmte Unternehmen ablehnt, ist aus Sicht der RSS nicht erklärlich: In der amtlichen RSS geht es sämtlichen Branchen blendend, alle sind erfolgreich.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-789X.2023.11.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-789X |
Ausgabe / Jahr: | 11 / 2023 |
Veröffentlicht: | 2023-11-03 |
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